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Festzeit : Passionszeit

 

Liturgische Farbe: Violett

... ist die Mischfarbe aus Rot und Blau. Das kreatürliche Rot (wie aus Fleisch und Blut) vermischen sich mit dem Geistigen und geistlichen Blau (wie der Himmel als Symbol für den Bereich Gottes). Und so steht Violett für Religiöses im Menschen, für Besinnung und Gebet, für Buße und Umkehr. Sie wird in der Vorbereitungszeit auf die hohen Feste verwendet, in der Advents- und Passionszeit, oder am Buß- und Bettag. Deutlich wird der Unterschied zwischen der Advents- und Weihnachtszeit, die im modernen Verständnis (leider) oft vermischt und verwechselt wird. Die Adventszeit gilt als Zeit der Besinnung und der inneren Einkehr. Weihnachten dagegen ist die Zeit des Feierns und der Freude über den menschgewordenen Gott.

Aschermittwoch: Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Sieben Wochen ohne Alkohol, Fleisch, Süßes – sieben Wochen mit Einkehr, Konzentration, Zeit für Gott. Die Fastenzeit richtet in Blick nach innen und stärkt für die Hinwendung zu anderen.

Glaube im Alltag: Fasten

Am Aschermittwoch ist alles vorbei! Zumindest der Karneval. Und für viele auch der Genuss von Fleisch, Schokolade, Alkohol, … „Sieben Wochen ohne“, die Fastenaktion der evangelischen Kirche, gehört für vielen zur Vorbereitung auf Ostern dazu. 46 Tage sind es von Aschermittwoch bis Ostern – gefastet wird traditionell aber nur an 40 Tagen. Die Sonntage sind als Freudentage ausgenommen. 40 symbolisiert in der Bibel Zeiten der Bewährung, der Buße und der Läuterung. 40 Tage und Nächte währte die Sintflut, solange hielt sich auch Mose auf dem Sinai auf und in diesem Zeitraum wanderte Elia zum Horeb. 40 Tage war die Frist, die Ninive bis zum Untergang eingeräumt wurde und 40 Tage und Nächte betrug der Aufenthalt Jesu in der Wüste, während er versucht wurde. Ganze 40 Jahre wanderte Israel durch die Wüste, bis es das Gelobte Land erreichte. Mein Fastenvorhaben in diesem Jahr: Alkohol? Schokolade? Fleisch? Oder etwas ganz anderes?

Invokavit – „rufen“: aus dem Psalm 91 à„Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen“. Beginn der Passionszeit – Leidenszeit, Fastenzeit. Am Anfang dieser Zeit stehen Versuchungserzählungen. Versuchungen widerstehen: mit Gottes Hilfe gelingt es.

Glauben im Alltag: „7 Wochen Ohne“

„Großes Herz!“, „Zeig dich!", „Du bist schön!“ Diese Titel würde man nicht unbedingt mit Fasten verbinden. Und doch sind das Titel der Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ aus den vergangenen Jahren. Das ist ein Fasten, das sich nicht am Verzicht festmacht, sondern an inneren Einstellungen. An der Aktion, die 1983 ins Leben gerufen wurde, beteiligen sich mittlerweile über drei Millionen Menschen. 2023 heißt es "Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit". "Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit". Dabei spielt nicht so sehr der Verzicht, sondern das „Ohne“ eine Rolle – die Befreiung von festgefahrenen Haltungen. Es geht darum, sich auf den Weg zu machen, unterwegs zu sein, auch abseits der bekannten und ausgetretenen Pfade. Ein Ziel zu haben, heißt nicht, es unbedingt erreichen zu müssen. Aber es hilft, in Bewegung zu kommen, und gibt die Richtung vor. Sieben Wochen ohne Blockaden … Jedes Jahr wird die Aktion mit einem bundesweiten Gottesdienst eröffnet und ein Tageskalender mit Impulsen zur persönlichen Auseinandersetzung herausgegeben. Auch Fastengruppen können sich über die Aktionsseite organisieren. Wie wäre es denn mit „Sieben Wochen mit …“? Mit Zeit für andere, mit Zeit für Gott. Mit einer täglichen Stille, einem Spaziergang, einem Bibelvers zum Frühstück?

Reminiscere – „Gedenken“: aus dem Psalm 25 à „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen ist“. Inmitten der Erfahrungen von Leid und Schuld erinnert das Evangelium des Sonntags an die Liebe Gottes, der nicht will, dass die Menschen verloren gehen. Wenn die Not groß ist, dann hilft es, sich selbst – und Gott – daran zu erinnern: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit!

Glauben im Alltag: Der Sonntag Reminiszere („Gedenke!“) erinnert daran, dass es nicht selbstverständlich ist, in Frieden und Sicherheit seinen Glauben ausüben zu können und ruft zum Gebet für Menschen auf, die sich Tag für Tag unter Bedrohung ihrer Existenz zu Jesus Christus halten. Was können wir tun? Menschen, die vor der Verfolgung geflohen sind, freundlich bei uns aufnehmen, uns für verfolgte Christen einsetzen und für sie beten, vielleicht an Reminiszere eine Kerze ins Fenster stellen – zum Zeichen, dass sie nicht vergessen sind.

Okuli – „Augen“: aus dem Psalm 25 à „Meine Augen sehen stets auf den Herrn, denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen“. Nachfolge heißt, sich frei zu machen von den Bindungen an Menschen, an Besitz, an die Vergangenheit: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“.

Glauben im Alltag: Passionsandachten

In vielen Gemeinden werden in den Wochen vor Ostern Passionsandachten gefeiert. Oft wird jeweils ein Abschnitt aus der Passionsgeschichte gelesen und mit Liedern, Gebeten, Betrachtungen und Stille gerahmt. Das ganze Spektrum menschlicher Möglichkeiten und Dunkelheiten kommt in dieser Geschichte zur Sprache: Jubel und Abkehr, Freundschaft und Verrat, Begeisterung und Schweigen, Gemeinschaft und Einsamkeit, Hingabe und Neid, Abschied und Trauer. Alles nur Erzählungen aus längst vergangener Zeit? Was entdecke ich in diesem Jahr über mich, über andere, über Gott in der Passionsgeschichte?

Laetare „Freuen“: aus Jesaja 66 à „Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid“. Lätare – das ist ein kleines Osterfest in der Passionszeit. In den Texten dieses Sonntags ist schon deutlich die Hoffnung auf das neue Leben angelegt, die Ostern zur Vollendung gelangt. Dazu passt das Bild vom Weizenkorn, das in die Erde fallen und sterben muss, um neues Leben hervorzubringen.

Glauben im Alltag: Wer heute Kresse oder Weizen auf feuchte Watte oder in kleine Töpfe sät, hat zu Ostern einen kleinen Ostergarten zuhause. Anleitungen dazu findet man reichlich im Internet. Vielleicht ist es auch draußen bereits grün geworden? Achten Sie beim nächsten Weg darauf: Kommen die ersten grünen Spitzen hervor? Leuchten die Osterglocken bereits? Riecht es schon nach Frühling?

Judica – „Recht schaffen“, „richten“: aus dem Psalm 43 à „Gott, schaffe mir Recht und führe meine Sache wider das unheilige Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten“. Durch seinen Leidensweg dient Jesus Christus den Menschen, indem er ihnen den Weg zu Gott neu eröffnet: In diesem Zusammenhang stehen die Texte des Sonntags. Sie erzählen von Hingabe des Liebsten, Hingabe des Lebens an Gott und die Menschen.

Palmarum – Palmsonntag: Heute bejubelt, morgen fallen gelassen: der Einzug Jesu in Jerusalem am Palmsonntag steht am Anfang der Karwoche. Wenig später schlagen sie ihn ans Kreuz. Durch die Tiefe führt Gottes Weg zur Verherrlichung.

Glaube im Alltag: Ostereier färben

Noch eine Woche bis Ostern. Es gibt viele Möglichkeiten sich auf das Osterfest vorzubereiten. Eierfärben für das Osterfrühstück ist eine davon. Die Ursprünge des Ostereis sind sehr unterschiedlich. Schon sehr früh kam dem Ei als Symbol für den Ursprung des Lebens und für Fruchtbarkeit eine besondere Bedeutung zu. Bereits bei den ersten Christen galt das Ei als Sinnbild der Auferstehung und wurde Verstorbenen ins Grab mitgegeben. Von außen wie das Grab verschlossen und wie tot, hält es in sich das Leben verborgen und weist so auf die Auferstehung Jesu hin. Doch das Kochen und Verschenken von Eiern zu Ostern hat aber auch einen ganz praktischen Grund: Während der 40-tägigen Fastenzeit zählten Eier zu den verbotenen Lebensmitteln. Da es aber im Frühling besonders viele Eier gab, konservierte man sie durch Kochen und markierte die harten Eier, indem man sie färbte.

Um sich die Reihenfolge der Sonntage zu merken, haben sich schon Generationen von Konfirmanden den Satz einprägen sollen/müssen(?), der die jeweiligen Anfangsbuchstaben enthält: In rechter Ordnung lerne Jesu Passion!

Gründonnerstag: In der Nacht, da er verraten ward, sitzt Jesus gemeinsam mit seinen Jüngern zu Tisch. In Brot und Wein, mit Wort und Segen verbindet er sich mit den Seinen: „Das ist mein Leib – das ist mein Blut. Solches tut zu meinem Gedächtnis“. Das Abendmahl ist bis heute ein zentraler Bestandteil des christlichen Gottesdienstes.

Liturgische Farbe: Weiß

... ist das Zusammenspiel aus allen Farben des Lichts. Es ist die Farbe der Unschuld, der Vollkommenheit und der Wahrheit und versinnbildlicht Jesus Christus als das „Licht der Welt“. Weiß ist somit die Christusfarbe

Glaube im Alltag: Tischabendmahl

In vielen Gemeinden wird heute Abendmahl in besonderer Form gefeiert: Oft sitzen die Gottesdienstbesucher und –besucherinnen nicht in den Kirchenbänken, sondern an an Tischen, essen gemeinsam und feiern Abendmahl. Ein Ursprung des (Tisch)Abendmahls ist das jüdische Passafest. Das gemeinsame Essen wird gerahmt von Segensworten über Brot und Wein. Auch die ersten Christinnen und Christen haben die Abendmahlsfeier mit einem gemeinsamen Essen verbunden. Für manche ist es fremd, das Abendmahl in ganz anderer Form zu feiern. Andere freuen sich: das Abendmahl wird lebendig; es wird zu einem Zeichen der Gemeinschaft, wenn ich Brot und Wein mit dem Nachbarn teile. Es ist ein Fest des Lebens – auch im Angesicht des Todes. Denn nach dem Mahl am Gründonnerstag geht es in die „Nacht, da er verraten ward“.

Karfreitag/Karsamstag: Gekreuzigt, gestorben und begraben: am Karfreitag gedenken Christinnen und Christen des Todes Jesu. Sein Ruf „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ greift die mit diesem Tag verbundenen Fragen nach der Gegenwart Gottes im Leiden auf. Der Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe Jesu, ein Tag der Stille. Jesus ist tot. Wo ist Gott?

Liturgische Farbe: Schwarz

... ist die Farbe der Trauer am Karfreitag, dem Todestag Jesu. In der Margaretenkirche ist das schwarze Parament das einzige lichtundurchlässige Parament. Während alle anderen Paramente dem Betrachter eine Ahnung ermöglichen auf das, was „dahinter“ sein könnte, symbolisiert das schwarze Parament wie es ohne Christus wäre, wenn der Tod das letzte Wort in unserem Leben hätte.

Glauben im Alltag: Klang in der Stille

Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung Jesu. Für evangelische Christen ist der Karfreitag einer der höchsten Feiertage. Kirchengemeinden bieten Gottesdienste, Andachten und musikalische Veranstaltungen zur Todesstunde Jesu an. Für viele gehört ein Passionskonzert zum Karfreitag dazu – zum Beispiel mit der Matthäuspassion oder der Johannespassion von Johann Sebastian Bach. An diesem Tag steht alles still. Die Geschäfte sind geschlossen. Es gilt Tanzverbot. Für manche steht diese Ruhe im Gegensatz zu der Freiheit des verlängerten Osterwochenendes. Was fange ich an, wenn ich um mich herum alles ruhig ist? Was höre ich besonders deutlich, wenn alles um mich schweigt? Aus dem Psalm zum Karfreitag: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Weit entfernt ist meine Rettung. Ungehört verhallt mein Hilfeschrei. ‘Mein Gott’, so rufe ich am Tag, doch du gibst keine Antwort. Und so rufe ich in der Nacht, doch nur Schweigen umgibt mich.“ (Psalm 22,1–3).